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Beitrag vom 05.02.2017
Die AVIVA-Filmauswahl zur 67. Berlinale vom 9.-19. Februar 2017 - Wissenswertes zu den Regisseurinnen, Filmen aus Israel, Queer Cinema und Teddy Award
Helga Egetenmeier,Sharon Adler
Wie die magere Quote im Wettbewerb zeigt - hier konkurrieren um die goldenen und silbernen Bär*innen vier Regisseurinnen gegen 14 Regisseure - ist die Geschlechtergerechtigkeit im Filmbusiness noch längst nicht erreicht. das zeigt auch Pro Quote Regie mit dem "PQR - BERLINALE – PANEL - Reality Check". AVIVA liefert allen Film-Addicts eine feine, kleine aber detaillierte Übersicht zu Filmen von Regisseurinnen, den Teddy-Anwärter*nnen und den Places To Be während der Berlinale 2017...
... über das üppige Berlinale-Angebot.
Pro Quote Regie (PQR)
Zwischen dem 10. und 13.2. trifft sich PQR zum täglichen Bubbletalk an der Potsdamer Straße neben dem Filmmuseum. Als Ehrengäst*innen diskutieren Autorenfilmer*innen des Neuen Deutschen Films und abends erwartet die Besucher*innen ein get together mit Musik verschiedener DJanes.
Unter dem Motto "Mehr Frauen - vor und hinter der Kamera" werden über dreißig Spots mit Ausschnitten aus Filmen von Regie-Stars wie Maren Ade und Monika Treut, Helke Sander, Sonja Heiss, Marita Neher und vielen weiteren namhaften Filmemacherinnen gezeigt.
Zum ersten Mal ausgeschrieben hat PQR einen Handyfilmwettbewerb. Das Thema: Diskriminierung im Alltag. Die besten drei Clips werden im PQR-Mediabubble während der Berlinale mit 500 € prämiert.
Am 12.2.2017 lädt PQR zum "Reality Check" in Kooperation mit der Akademie der Künste und dem Maxim Gorki Theater um 14 Uhr zu einer Veranstaltung mit Wissenschaftlerinnen und Künstlerinnen. Anmeldung für dieses "Stereotypen Happening" unter: info@proquote-regie.de.
Der aktuelle Reality Check: auch im "Kinojahr der Frauen 2016" entstanden nur 15% der Kinofilme unter weiblicher Regie und nur 10% der Fördergelder wurden an Regisseurinnen vergeben.
Die Berlinale 2017
Mit der Weltpremiere von "Django", einem Film über den Gitarristen und Komponisten Django Reinhardt und seine Flucht aus dem von Deutschland besetzten Paris 1943, wird die Berlinale eröffnet. Als Sinti wurde seine Familie von den Nazis verfolgt und schikaniert. Für das Regiedebüt von Etienne Comar spielte die Jazzband Rosenberg Trio die Musik von Django Reinhardts neu ein.
Erstmals vergeben wird dieses Jahr ein Dokumentarfilmpreis, mit einem Preisgeld von 50.000 €, um den Filme aus den meisten Sektionen konkurrieren. In der dreiköpfigen Jury sitzt neben Samir die aus "Citizenfour" bekannte Laura Poitras und die Filmkritikerin Daniela Michel.
Wettbewerb
Um einen Goldenen und sieben Silberne Bären konkurrieren 18 der 24 ausgewählten Filme, über die die paritätisch besetzte sechsköpfige Jury unter dem Vorsitz des niederländischen Filmemachers Paul Verhoeven entscheidet.
Die Frauen in der Jury
Die tunesische Produzentin Dora Bouchoucha Fourati setzt sich für arabische und afrikanische Drehbuchentwicklungen ein und produzierte das im letztjährigen Wettbewerb gezeigte "Hedis Hochzeit".
Die amerikanische Schauspielerin Maggie Gyllenhaal, hatte mit "Secretary" ihren Durchbruch und wurde für ihre Nebenrolle in "Crazy Heart" für einen Oscar nominiert.
Julia Jentsch begann als Theaterschauspielerin und hatte ihren Kinodurchbruch mit "Die fetten Jahre sind vorbei", gefolgt von "Sophie Scholl - Die letzten Tage", letztes Jahr war sie mit "24 Wochen" auf der Berlinale.
Obwohl uns die Juryauswahl mit einer paritätischen Besetzung beglückt, gelingt dies noch nicht in der Auswahl der Wettbewerbsfilme. Unter den achtzehn um einen Bären konkurrierenden Filmen, sind nur vier unter der Regie von Frauen entstanden. In unsere nachfolgende Vorstellung aufgenommen haben wir einen weiteren unter weiblicher Regie entstandenen, der jedoch Außer Konkurrenz läuft. Dazu kommen drei Filme, deren Themen sich Frauen und Weiblichkeiten widmen:
Eine als harmlose Feier unter Freund*innen beginnende Party dramatisiert Regisseurin Sally Potter in "The Party" hin zu den Abgründen einer als sicher geglaubten bürgerlich-intellektuellen Existenz.
Regisseurin Agnieszka Holland zeigt in "Pokot" die pensionierte Ingenieurin Duszejko, die vermutet, dass sich die Tierwelt rächt, als in einem Bergdorf mehrere Jäger eines mysteriösen Todes sterben.
In "Teströl és lélekröl" lässt die ungarische Regisseurin Ildikó Enyedi zwei zurückhaltende Menschen in einem Budapester Schlachthaus die Angst vor der Zweisamkeit überwinden und in die Welt der Gefühle, des Begehrens und des Glücks einsteigen.
Die Regisseurin Teresa Villaverde erzählt in "Colo", wie sich eine kleine Familie in Portugal trotz der Wirtschaftskrise zaghaft vorwärts bewegt und neu erfindet.
Außer Konkurrenz läuft "Viceroy´s House" von Gurinder Chadha, die mit "Bend it like Beckham" weltweit bekannt wurde. Hier beleuchtet sie das Ende des British Empire um Lord und Lady Mountbatten im Indien von 1947, in dessen tragische Ereignisse auch die Familie der Regisseurin verstrickt war.
"Sage femme" mit Catherine Deneuve und Catherine Frot läuft Außer Konkurrenz und erzählt durch diese Grandes Dames des französischen Kinos die Geschichte von zwei emotional völlig verschiedenen Frauen. Die Hebamme Claire muss sich gerade in ihrem Beruf neu orientieren, als sich nach 30 Jahren Beatrice, die frühere Geliebte ihres verstorbenen Vaters, mit ihr treffen will. Sie blockt erst einmal ab, doch dann nimmt dieses komödiantische Drama um die beiden Frauen seinen Lauf. (Regie: Martin Provost)
Die Barsängerin "Félicité" ist eine stolze und unabhängige Frau im turbulenten Kinshasa. Nach dem schweren Unfall ihres Sohnes muss sie Geld für eine Operation auftreiben und ein atemloser Streifzug durch die Stadt beginnt. (Regie: Alain Gomis)
Marina ist "Una mujer fantástica", eine Transgender-Frau, die nach dem Tod ihres Geliebten mit den Vorurteilen und der Wut seiner Familie konfrontiert wird und um ihr Recht auf Trauer kämpft. Regie Sebastián Lelio.
Berlinale Special
Außergewöhnliche Neuproduktionen und Filme, die aus zeitgeschichtlicher Sicht eine besondere Aufmerksamkeit verdienen, finden ihren Rahmen in dieser Sektion. Seit 2015 gehören die neu entstandenen Berlinale Special Series dazu, die in diesem Jahr keine Regie-Frau eingeladen haben.
Jedoch zeichnet Paula Milne für das Drehbuch von der in den 1970er Jahren in Westberlin spielenden Agentenserie."Der gleiche Himmel" verantwortlich, an der Kamera stand Judith Kaufmann.
Mit "Maudie" zeigt die Berlinale Special Gala die Lebensgeschichte der kanadischen Malerin Maud Lewis (1903 - 1970), Regie Aisling Walsh (Fingersmith). Die Künstlerin, die seit ihrer Kindheit an einer schweren und qualvollen Form von Arthritis litt und unter ärmlichen Verhältnissen lebte, fand ihr Glück in der Malerei, die sie trotz ihrer Behinderung bis zu ihrem Tod ausgeübt hat Großartig besetzt mit Sally Hawkins und Ethan Hawke.
Die Dokumentation der Regisseurin Ulrike Pfeiffer gewährt mit "Werner Nekes - Das Leben zwischen den Bildern" gleichzeitig einen Einblick in die Geschichte des Experimentalfilms in Deutschland, wie auch in das Leben des Experimentalfilmers und Forschers um die Film- und Mediengeschichte, der im Januar 2017 starb.
Panorama
Aus den 51 ausgewählten Filmen aus 43 Ländern folgen einige AVIVA-Empfehlungen zu den 21 Panorama Dokumente-Filmen, wie auch zu den 30 Spielfilmen.
Und als Zuschauer*innen nicht vergessen: der Panorama Publikumspreis wird zum 19. Mal für den besten Spiel- und Dokumentarfilm vergeben und über die von uns abgegebenen Abstimmungskarten gewählt.
Spielfilme im Panorama
In "Tiger Girl", einer der Eröffnungsfilme des "Panorama Specials", (Regie Jakob Lass, Produzentin und Autorin Ines Schiller) ziehen zwei junge Frauen (gespielt von Maria Dragus und Ella Rumpf) schlagkräftig durch Berlin. Temporeich geschnitten, halten sie zuerst nur aufdringliche Männer in Schach, doch dann geraten die Schlägereien in moralisch fragliche Bahnen. Aus der gegenseitigen Unterstützung wird Machtgebaren, das die aufkeimende Freundschaft in Frage stellt.
Der weitere Eröffnungsfilm des Panorama Special, "Vazante" von Regisseurin Daniela Thomas, zeigt das Brasilien von 1821, ein Jahr vor der Unabhängigkeit von Portugal. Vor dem Hintergrund des Übergangs von der Minenausbeutung zur Viehwirtschaft ergründet der Film den Wandel von Rassen- und Geschlechterverhältnissen 60 Jahre vor dem offiziellen Ende der Sklaverei. Daniela Thomas, Co-Regisseurin vieler Produktionen mit Walter Salles, zeigt damit ihren ersten Film in Eigenregie.
Mit Crowdfunding finanziert, zeigt der für den Besten Erstlingsfilm nominierte "Kaygi" der Regisseurin Ceylan Özgün Özcelik, das Leben der studierten Soziologin Hasret. Sie arbeitet bei einem türkischen Nachrichtensender als Journalistin und gelangt in die Mühlen der schrittweise voranschreitenden Zensur. Zunehmend leidet sie an Wahnvorstellungen, in denen der Film die politischen Traumata der türkischen Gesellschaft spiegelt und damit zu einer hochaktuellen Paranoiastudie wird.
Zusammen mit der gefragten Kamerafrau Agnès Godard hat die 1974 in Mazedonien geborene Regisseurin Teona Strugar Mitevska in atmosphärischen Bildern mit "When the Day Had no Name" die Geschichte einer Generation ohne Zukunftsperspektive eingefangen. Anhand der unaufgeklärten Morde an mazedonischen Teenagern zur Zeit des Balkan-Umbruchs, nähert sie sich diesen unsicheren Zeiten, in denen es keine Gerechtigkeit zu geben scheint.
Der serbische Film "Rekvijem za gospodju J.", Regie Bojan Vuletic, folgt der depressiven und in Armut lebenden Jelena, die ihr Leben nicht mehr interessiert, seit ihr Mann vor einem Jahr gestorben ist. Sie bereitet sie ihren Selbstmord vor, doch wie ihr Leben gestaltet sich auch die Organisation ihres Todes schwierig. Weder lässt sich in Serbien eine Waffe mit Munition besorgen, noch kommt sie an ihre ehemaligen Arbeitspapiere, um ihre Töchter finanziell etwas abzusichern.
"Honeygiver Among the Dogs", das Debüt der Regisseurin Dechen Roder, ist ein buddhistischer Film Noir. Sie war bereits 2015 mit dem Kurzfilm "3 Year 3 Month Retreat" auf der Berlinale vertreten.
Rosa, Ende 30, verbringt ihre Zeit damit, ihre Familie finanziell und emotional zu versorgen, anstatt sich ihrem Beruf als Theaterautorin zu widmen. "Como Nossos Pais" der 1969 in São Paulo geborenen, international ausgezeichneten Regisseurin Lais Bodanzky, zeigt eine unter permanentem Erwartungsdruck in die Enge getriebene Frau, die sich auf die Suche nach sich selbst begibt und beschließt, aus ihren gewohnten Verpflichtungen auszubrechen.
Die australische Film- und Fernsehregisseurin Cate Shortland (Somersault, Lore) hat mit "Berlin Syndrome" einen Psychothriller inszeniert, in dem eine junge australische Touristin in einem wie ausgestorben wirkenden Ostberliner Mietshaus um ihr Leben kämpft. Nach dem Roman Berlin Syndrome, den die australische Autorin Melanie Joosten 2012 veröffentlichte. Joosten wurde im Erscheinungsjahr des Buches mit dem Kathleen Mitchell Award als beste Nachwuchsautorin ausgezeichnet.
In "Pendular" legt die 1979 in Rio de Janeiro geborene Regisseurin Julia Murat die Sehnsucht zweier Liebender nach Zugehörigkeit offen, indem sie die Beziehung einer Tanzkünstlerin und eines Bildhauers mit den Mitteln derer Künste erforscht und daraus eine philosophisch-originäre Genderbetrachtung gestaltet.
Panorama-Dokumente
Der Eröffnungsfilm "Belinda", Regie Marie Dumora, nominiert für den Dokumentarfilmpreis, folgt einem Mädchen über einen Zeitraum vom 9. bis zum 23. Lebensjahr. In Pflege und im Kinderheim, wächst sie, teilweise zusammen mit ihrer Schwester, in prekären Verhältnissen auf. Ihre Großeltern, als Angehörige der Jenischen Minderheit, von den Nazis verfolgt, hatten sich in einem Konzentrationslager kennengelernt… Ein erschütterndes Dokument einer Lebenswirklichkeit am Rande, der den Jenischen noch immer keinen Platz im europäischen Nationalgefüge zugesteht.
Mit Tilda Swinton als Erzählerin, dokumentiert Regisseurin und Künstlerin Lynn Hershman Leeson in "Tania Libre" die kubanische Künstlerin Tania Bruguera und deren Umgang mit ihrer Inhaftierung in Kuba als Dissidentin. Beim Gespräch mit ihrem Therapeuten analysiert sie das revolutionäre Potential von Kunst, während er ihrem Trauma durch die Haft nachspürt. Tania Bruguera, Gründerin des "Instituto de Artivismo Hannah Arendt" in Havanna plant, bei den Präsidentschaftswahlen 2018 in Kuba zu kandidieren.
In "Tahqiq fel djenna" schickt der Regisseur Merzak Allouache die junge algerische Journalistin Nedjma los zur Recherche über das Bild vom Paradies im Islam. Sie befragt Jugendliche, Religiöse, Künstler*innen, Theoretiker*innen und Feministinnen und erhält ein weites Bild von plastischen Schilderungen bis hin zu theoretischen Erläuterungen. Eine vielschichtige Analyse der Gefahren, die vom Salafismus und seinem Koranverständnis ausgehen.
Die Lieblingstante der Regisseurin Lissette Orozco wird bei einem Familienbesuch in Chile 2007 verhaftet und flieht 2011 vor ihrem Prozess. "El Pacto De Adriana", nominiert für den Dokumentarfilmpreis, zeigt, wie sich die Nichte Schicht für Schicht hinein arbeitet in die Zeiten der Pinochet-Diktatur, in der ihre einstige Lieblingstante für den Geheimdienst tätig war. Ihre Nachforschungen ergeben ein Bild, das sich in allen Diktaturen finden lässt: Jene, denen es gut ging im Terrorregime, leugnen in der Folgezeit ihre Mitschuld.
Den seit 20 Jahren ungeklärten Mord an der sechsjährigen Schönheitskönigin und Kinder-Starlet JonBenet Ramsey aus Colorado versucht Regisseurin Kitty Green in "Casting JonBenet" in einem dokumentarischen und fiktionalen Ansatz zu erfassen. Dazu suchte sie 15 Monate in deren Heimatstadt nach Antworten, Reflexionen und den entstandenen Mythen, indem sie die Einwohner*innen zur Inszenierung der damaligen Ereignisse aus deren Sicht castete und spielen ließ.
Über zehn Jahre lang hat die für den Dokumentarfilmpreis nominierte Regisseurin und Künstlerin Andrea Luka Zimmermann einen der höchstdekorierten Vietnam-Veteranen der USA, James Gordon "Bo" Gritz, für "Erase and Forget" filmisch begleitet. Sie erforscht, wie Machtstrukturen, Militarismus und strukturelle Gewalt den berühmten US-Veteranen selbst, als auch die politischen Verhältnisse in den USA, geprägt haben.
"Fünf Sterne", ebenfalls nominiert für den Dokumentarfilmpreis, hat das Hotel, in dem die Regisseurin Annekatrin Hendel vier Wochen mit ihrer besten, an Krebs erkrankten Freundin Ines Rastig verbringt. Sie kennen sich seit 33 Jahren und bald wird die Freundin aus dieser Freundschaft und einem Leben wegsterben, das früher mit Familie, Freundschaften und einem ausreichenden Einkommen gefüllt war und jetzt von Krankheit, Einsamkeit und Geldknappheit geprägt ist.
Forum
Das 47. Forum zeigt dieses Jahr 43 Filme im Hauptprogramm und legt das Augenmerk auf den Formenreichtum des Dokumentarfilms zwischen Inszenierung, Beobachtung und phantastischer Dokumentation psychischer Empfindungen. Für viele Filmfreund*innen ist das sich zwischen Kunst und Kino bewegende Forum die große Chance, neue internationale Produktionen aller Formate zu sehen, die es meist nicht ins nationale Kino schaffen.
"Maman Colonelle", nominiert für den Dokumentarfilmpreis, Regie Dieudo Hamadi, folgt der Arbeit von Honorine, die bei der kongolesischen Polizei einer Einheit zum Schutz von Frauen und Kindern vor Gewalt und Missbrauch vorsteht. Eine vielschichtige Dokumentation mit einer charismatisch-leidenschaftlichen Polizistin, die zeigt, wie die von ihr initiierten kleine Schritte individuell helfen und gesellschaftlich wirken können.
"Chemi Bednieri Ojakhi", Regie Nana Ekvtimishvili und Simon Gross, zeigt dicht dran an den Figuren die Emanzipation einer zweiundfünfzigjährigen Lehrerin, Ehefrau, Mutter und Tochter von ihren engen Familienbanden. Mit humorvollem Anklang wird die Dramatik von Veränderungen klar, die nur bei der jüngeren Generation auf Verständnis stoßen.
In "House in the Fields", nominiert für den Dokumentarfilmpreis, zeigt Regisseurin Tala Hadid das Leben zweier junger Frauen einer Berber-Gemeinschaft im marokkanischen Hohen Atlas. Die 16-jährige Khadija muss sich von ihrer Schwester trennen, als diese heiratet und in die Stadt zieht. Doch auch sie träumt von einem Leben außerhalb ihrer traditionellen Gesellschaft.
Die Regisseurin Filipa César macht in "Spell Reel" die Spuren eines militanten Kinos während des Befreiungskampfes und der ersten Jahre der Unabhängigkeit in Guinea-Bissau sichtbar und zeigt diese Filme vor Ort als eine Form der Zeitzeug*innenschaft.
"Drôles d´oiseaux", Regie Elise Girard, sind die junge Mavie und der alte Buchhändler Georges, zwei Einzelgänger*innen und Bücherliebhaber*innen, die sich ihres Altersunterschieds, wie auch ihres erotischen Interesses aneinander bewusst sind. Eine zärtliche Geschichte voller Geheimnisse um zwei einsame Menschen.
Regisseurin Laura Schroeder lässt in "Barrage" Catherine nach zehn Jahren zu ihrer Tochter zurückkehren. Doch nach dieser langen Abwesenheit wird aus dieser entfremdeten Bindung keine einfache Beziehung.
Eine konzentrierte Studie in einer der größten Geburtsstationen der Welt in Manila zeigt Regisseurin Ramona S. Diaz mit "Bayang Ina Mo". Das bloße Geschehen beobachtend, folgt die Kamera drei Protagonistinnen während ihres Aufenthalts an diesem Ort, an dem täglich bis zu 100 Babys geboren werden.
"Shu´our akbar min el hob", Regie Mary Jirmanus Saba, führt anhand der Erinnerung an die Fabrikproteste im Beirut Anfang der 1970er Jahre zur Frage der Möglichkeit von Militanz in Kino und Gesellschaft.
Regisseurin Ashley McKenzie zeigt in "Werewolf" ein prekär lebendes Paar, das an einem Methadonprogramm teilnimmt. Die sich während des Entzugs entwickelnden persönlichen Veränderungen stellen auch ihre bisherige Beziehung in Frage.
"Jassad Gharig": In eine komplizierte Ménage-à -trois verwickelt Regisseurin Raja Amari zwei Illegale und eine ehemalige Einwanderin, die nun eine vermögende Witwe ist. Nah an der Figur Samia ist es das Portrait einer entschlossenen jungen Frau auf der Suche nach einem freien Leben.
"Tinselwood", Regie Marie Voignier, ist eine filmische Annäherung an den Südosten Kameruns und ihrer Bewohner*innen. Als historische Skizze komponiert, überlagert die Regisseurin die brutale Kolonialvergangenheit mit einer Gegenwart im Stillstand.
"For Ahkeem", Regie Jeremy S. Levine und Landon Van Soest: Daje ist 17 Jahre alt und lebt als junge Woman of Colour in St. Louis, Missouri, unweit von Ferguson, wo im August 2014 Michael Brown erschossen wurde. Das komplizierte Leben der Protagonistin erscheint eher als Spielfilm denn als Dokumentarfilm und Sozialreportage.
Eine schöne Tradition sind Langzeitdokumentationen, wie die der Regisseurin Ma Li, die für ihren fünfstündigen "Qui" über ein Jahr Patient*innen in einer geschlossenen psychiatrischen Klinik im Norden Chinas beobachtet hat. Dabei stellte sie die Frage nach der durchlässigen Grenze zwischen Normalität und Wahn.
Perspektive Deutsches Kino
Die 14 eingeladenen Filme sind geprägt von der Generation Millennials, zu der auch die größtenteils Anfang 30 jährigen Regisseur*innen, gehören, die um die Jahrtausendwende erwachsen wurden.
Exemplarisch dafür steht der Spielfilm "Millennials" von Jana Bürgelin, ein dokumentarisch anmutendes, bedrückendes Großstadtmärchen. Nominiert als Bester Erstlingsfilm über eine Generation, die nach dem Sinn sucht und ihn auch nicht in der Technik findet, die sie beherrschen, folgt er ein paar Freund*innen bei ihrer Suche.
"Back for Good", ist das Langfilmdebut der Regisseurin Mia Spengler, wie auch Eröffnungsfilm der Perspektive 2017 und nominiert als Bester Erstlingsfilm. Drei Frauen aus drei Familiengenerationen werden durch Drogenentzug, Geldnot und Zusammenbruch vereint. Aus diesen zusammenfallenden Katastrophen ergibt sich die Chance, sich zu verändern.
Nominiert als Bester Erstlingsfilm, zeigt Regisseurin Mascha Schilinski, in "Die Tochter" die Probleme von Trennungskindern. Die siebenjährige Luca muss ungewollt mit der Veränderung ihrer Position gegenüber den getrennten Eltern umgehen, Abstand und Nähe definieren sich neu. Als die Erwachsenen dann wieder Veränderungen vorgeben, kommt die Welt des Kindes erneut durcheinander.
Am Berlinale Publikumstag präsentiert die Perspektive die Preisträgerin des diesjährigen Spielfilmwettbewerbs "Max Ophüls-Preis 2017" Monja Art mit "Siebzehn", über die junge Internatsschülerin Paula, die heimlich in ihre beste Freundin verliebt ist. Am gleichen Tag zu sehen gibt es die letztjährige Dokumentarfilm-Gewinnerin Susanne Regina Meuers des "First Steps Award 2016" mit "Raving Iran" über zwei Techno-DJs in Teheran.
Queer Cinema und Teddy Award
Der diesjährige Special Teddy Award geht an die Regisseurin, Produzentin und Autorin Monika Treut, die das feministische und lesbische Kino und die unabhängige Filmszene seit den 80er Jahren prägte. Ihre Dokumentation "Gendernauts" gewann 1999 den Teddy Award als bester Dokumentarfilm. Auf der Berlinale wurden seit ihrem Spielfilmdebüt 1985 mit Elfi Mikesch, "Verführung: Die grausame Frau", mehr als zwölf ihrer Filme präsentiert. Aus Anlass der Preisvergabe am 17. Februar zeigt das Panorama ihren zweiten Spielfilm, den Klassiker "Die Jungfrauenmaschine", aus dem Jahr 1989.
Der diesjährige Teddy Award wird zum 31. Mal im Rahmen der Berlinale am 17.2.2017 im Haus der Berliner Festspiele verliehen. Damit werden Filme und Filmschaffende ausgezeichnet, die mit queeren Themen und filmischem Engagement einen Beitrag für mehr Toleranz, Gleichstellung, Akzeptanz und Vielfalt in der Gesellschaft leisten.
Der bedeutendste queere Filmpreis der Welt, der Teddy Award, wird in den Kategorien bester Spielfilm, bester Dokumentar-/Essayfilm und bester Kurzfilm, sowie als Publikumspreis vergeben, dabei konkurrieren Filme aus allen Sektionen die hier kurz vorgestellt werden.
In "Ri Chang Dui Hua" geht die taiwanesische Regisseurin Hui-chen Huang ihrer Familiengeschichte nach. Doch oft schweigt ihre Mutter und geht der Kamera in der gemeinsamen Wohnung aus dem Weg. Von den Eltern auf dem Land verheiratet, ließ sie sich später scheiden, um in der Stadt das Leben eines Tomboys zu führen.
Die zeitlebens offen lesbisch lebende Ausnahmekünstlerin und Sängerin "Chavela" Vargas (1919 - 2012), porträtieren Catherine Gund und Daresha Kyi. Sie verkehrte in den 1960er Jahren mit der amerikanischen High Society in Acapulco, hatte unzählige Affären und wurde Alkoholikerin. Das letzte Konzert der Geliebten von Frida Kahlo, organisiert von Pedro Almodóvar - in dessen Filmen sie immer zu hören sein wird - fand kurz vor ihrem Tod in Madrid als eine Hommage an den von ihr und Almodóvar verehrten Federico GarcÃa Lorca statt, dessen Poesie sie mit ihrer unvergleichlichen Stimme interpretierte.
"Karera ga Honki de Amu toki wa" der japanischen Regisseurin Naoko Ogigami geht der möglichen Selbstverständlichkeit nicht-normativer Sexualitäten und dem Wert von Familie nach, die sich durch Fürsorge und Liebe definiert. Es ist die Geschichte der 11-jährigen Tomo, verlassen von ihrer überforderten, alleinerziehenden Mutter, die von ihrem Onkel und dessen Freundin, der Transfrau Rinko, aufgenommen wird.
"Casa Roshell", Regie Camila José Donoso, nominiert für den Besten Erstlingsfilm, ist eine ungewöhnliche Einrichtung in der mexikanischen Hauptstadt. Dort lernen Männer tagsüber, wie sie für die nächtliche Party zur Frau werden und beim anschließenden Feiern jegliche Grenzen zwischen Geschlechtern und Realitäten verschwimmen.
"Fluido", das parapornografische Science-Fiction-Undergroundwerk der Filmemacherin und Multimediakünstlerin Shu Lea Cheang, gedreht in Berlin, verbindet die Macht um die Körperflüssigkeiten mit der übergeordneten Ökonomie zu einem experimentellen Drama.
Mit beeindruckendem Archivmaterial verschafft Regisseurin Andrea Weiss in "Bones Of Contention" Francos Opfern aus der LGBTIQ*-Community Gehör, wie dem spanischen Schriftsteller Federico GarcÃa Lorca. Obwohl Spanien heute im Umgang mit Homosexualität zu den fortschrittlicheren Ländern Europas gehört, verweigert es nach wie vor eine umfassende strafrechtliche Aufarbeitung seiner dunklen Vergangenheit.
Das feministische Märchen "The Misandrists" von Bruce LaBruce begleitet die weiblich-radikale "Army of Lovers" bei ihrer Revolution für eine männerlose Welt - sarkastisch, komisch und "so queer wie möglich".
Jüdisches Leben und Filme aus Israel
Der bei der Berlinale 2016 mit dem Publikumspreis ausgezeichnete "Junction 48" von Regisseur Udi Aloni läuft seit 19. Januar 2017 regulär in den deutschen Kinos. Er thematisiert die persönlichen Lebensereignisse von Tamer Nafar, Frontmann der ersten palästinensischen Rap-Gruppe DAM in einem Film der Hoffnung auf ein gleichberechtigtes Zusammenleben.
Der israelische Filmklassiker "Avanti Popolo" von Regisseur Rafi Bukaee feiert in seiner digital restaurierten 2k-Fassung der Jerusalem Cinematheque – Israel Film Archive im Rahmen von Berlinale Classics seine Internationale Premiere. Die schwarze Tragikomödie über die Absurdität des Krieges von 1986 erzählt die Geschichte zweier versprengter ägyptischer Soldaten, die im Juni 1967 am Ende des Sechstagekrieges durch die Sinai-Wüste irren. Bukaee spielt mit den stereotypen Vorstellungen von Israelis und Arabern übereinander und ist ein Appell gegen den Krieg an sich. Der Film war 1987 Israels Oscar-Kandidat. Heute zählt er zu den bedeutendsten und populärsten Filmen der israelischen Filmgeschichte. Der Film wird in Arabisch, Hebräisch, Englisch mit engl. Untertiteln gezeigt.
"1945" von Ferenc Török, basiert auf der Kurzgeschichte "Homecoming" von Gábor T. Szántó, und gewann auf dem 20. Miami Jewish Filmfestival den Publikumspreis. Als zwei orthodoxe Juden, Vater und Sohn, Überlebende des Holocaust, im August 1945 auf dem Bahnhof eines Dorfes ankommen, ist die einzige Sorge der die Dorfbewohner*innen, dass diese ihren zu Unrecht enteigneten Besitz zurückhaben wollen.
Antisemitismus in Ungarn – gestern und heute.
In Daniel Manns "Motza el hayam" meldet sich ein Geschichtslehrer nach Scheidung und Jobverlust als Reservesoldat. Er verzögert jedoch den Antritt und trifft auf eine ausländische Journalistin, die einen Weg nach Gaza sucht, gemeinsam driften sie durch ein Land im andauernden Kriegszustand.
"Menashe", Regie Joshua Z. Weinstein, möchte nach dem Tod seiner Frau das Sorgerecht seines Sohnes behalten, aber die chassidische Gemeinde Brooklyns verlangt ein geordnetes Leben und eine neue Ehefrau, doch der Einzelgänger tut sich mit beidem schwer.
"Call Me by Your Name" von Luca Guadagnino ist ein zärtlicher Film über die große Liebe und ein unerwartetes Coming-out im sonnigen Norditalien nach dem Roman des jüdisch-amerikanischen Schriftstellers und Literaturwissenschaftlers André Aciman. Im Sommer 1983 lernen sich der charmante Amerikaner Oliver, wie der 17-jährige Elio Jude, kennen. Langsam gelingt ihnen eine Annäherung. Ein Film, der auch zu den Teddy-Anwärter*innen gehört.
"Bickels" von Heinz Emigholz, beschäftigt sich mit der Architektur Samuel Bickels, der von den 1950er bis in die 1970er Jahre zahlreiche Kibbutzbauten und Museen in Israel realisierte.
Im Frankfurt des Jahres 1946 spielt "Es war einmal in Deutschland..." Regie Sam Garbarski, nach der Teilacher-Trilogie von Michel Bergmann, der auf humorvolle Art die Nachkriegsgeschichte der Frankfurter Juden thematisiert und scheinbar beiläufig große Fragen behandelt.
Amos Gitai nimmt in der Essay-Ausstellung "The Law of the Pursuer" die Themen und Fragestellungen seines Film "Rabin, the Last Day" (2015) wieder auf, der sich mit der Ermordung des israelischen Premierministers Yitzhak Rabin am 4. November 1995 beschäftigt.
Books at Berlinale
Am 14. Februar gibt es bei "Books at Berlinale" für Filmproduzent*innen zwölf neue Stoffe für Literaturverfilmungen zu entdecken. Die ausgewählten Romane werden bei einem Pitching im Rahmen des Berlinale Co-Production Market vorgestellt. Beim anschließenden Get-Together können die geladenen Produzent*innen direkt nach der Präsentation der Bücher mit den renommierten, international aktiven Verlagsvertreter*innen und Literaturagent*innen, die die Filmrechte besitzen, ins Gespräch kommen. Sie können Kontakte zur internationalen Buchwelt aufbauen und pflegen oder möglicherweise sogar gleich über Optionen für Filmrechte der ausgewählten Bücher verhandeln.
Die zwölf Bücher der diesjährigen "Books at Berlinale"-Auswahl kommen von Verlagen und Agenturen aus Belgien, Brasilien, Deutschland, Finnland, Frankreich, Großbritannien, den Niederlanden, Norwegen und der Schweiz. Es wurden rund 130 Stoffe aus über 30 Ländern für das Programm eingereicht.
Darunter erzählen große historische Stoffe, die auf tatsächlichen Ereignissen und Personen basieren u.a. von der Biographie des Bankiers Hugo Simon, Wegbegleiter von Thomas Mann und vielen anderen Künstler*innen, der mit seiner Familie aus Berlin ins brasilianische Exil flüchten musste und von der Tochter von James Joyce, die als Verlobte von Samuel Beckett als Tänzerin im Paris der 1920er Jahre ihre Bestimmung suchte. Unter diesen zwölf ausgewählten Romanen sind zwei von Frauen, Maja Lunde mit "The History of Bees" und Annabel Abbs mit "The Joyce Girl".
Generation
Seit 40 Jahren gibt es auf der Berlinale die Sektion Generation, in der ein internationales Programm für Kinder und Jugendliche zusammengestellt wird, das auch viele Erwachsene anzieht. Diese engagierte Sektion thematisiert neben coming-of-age-Filmen auch gesellschaftliche Umbrüche und geschlechtliche Identitätsfindungen.
"Estiu 1993" von Carla Simón, nominiert als Bester Erstlingsfilm, führt einfühlsam in den Sommer 1993 der sechsjährigen Frida, deren Mutter gerade an AIDS gestorben ist. Von ihrem Onkel und seiner Familie aufgenommen, zeigt der Film ihren schweren Übergang in ihr neues Leben und die Verarbeitung des Todes ihrer Mutter.
Gleichfalls nominiert als Bester Erstlingsfilm ist "Freak Show" von Trudie Styler. Als High-School-Komödie verkleidet, folgt der Film dem zwischen Lady Gaga und Oscar Wilde angesiedelten Protagonisten Billy Bloom und zeigt an ihm die Gewalt des Konformismus und die Kraft des Selbstentwurfs.
"Almost Heaven" von der preisgekrönten Regisseurin und Cutterin Carol Salter, ist für deren Portrait eines jungen Mädchen auf ihrem Weg ins Erwachsenenleben für den Dokumentarfilmpreis nominiert. Weit weg von zu Hause macht die 17-jährige Ying Ling eine Ausbildung als Leichenbestatterin in Chinas größtem Beerdigungsinstitut.
Jackie van Beek folgt in "The Inland Road" dem 16-jährigen Maorimädchen Tia über die Südinsel Neuseelands und zeigt einen Einblick in das komplizierte Gefühlsleben einer rastlosen jungen Frau.
Als Dokumentation zeigen die Zwillinge Annika und Jessica Karlsson in "Loving Lorna" das ärmliche Leben der 17-jährigen Lorna, die schon als Baby auf einem Pferd saß. Sie wohnt mit ihrer Familie in Ballymun, einem sozial benachteiligten Vorort von Dublin, in dem Pferde seit Generationen zum Leben dazu gehören.
"Mulher do pai", Regie Cristiane Oliveira, folgt dem Leben der 16-jährigen Nalu, die sich nach dem Tod der Großmutter um ihren blinden Vater kümmern muss. In einem kleinen brasilianischen Dorf lebend, vertraut sie sich der Kunstlehrerin an und schöpft dadurch Hoffnung auf ein eigenes Leben, doch dann wendet sich diese ihrem Vater zu.
Die zehnjährige Jarka wünscht sich in Iveta Grófovás "Piata Iod´" eine richtige Familie und ein Haus am Meer, statt einer Mutter, die sie als Freundin betrachtet. Als sie ein auf sich gestelltes Zwillingspaar trifft, übernimmt sie, zusammen mit einem Freund, bei ihnen die fürsorgliche Elternrolle.
"Shkola nomer 3" von Yelizaveta Smith und Georg Genoux, nominiert für den Dokumentarfilmpreis, ist die Fortführung des Theaterprojekts "My Mykolaivka", das sich einer Wahrheitssuche mit ästhetischen Mitteln verschrieben hat. 13 Jugendliche einer Schule in Donbass erzählen in den vertrauten Räumen von ihrem Alltag.
Mit dokumentarischer Bildsprache begleitet Maria Novaro in "Tesoros" den siebenjährigen Dylan, der gerade nach Barra de Potosi gezogen ist, einem mexikanischen Paradies an der Pazifikküste. Während die Kinder einen Piratenschatz suchen, eröffnet die Kamera einen intimen Einblick in das Zusammenleben der Bewohner*innen.
Aus "Uilenbal" entwickelt sich ein cooles, mit Musicalpassagen bereichertes Lehrstück über die Wunder der Natur unter der Regie von Simone van Dusseldorp um die junge Meral, die neu in der Stadt ist und sich erst mit den neuen Mitschüler*innen anfreunden muss.
Und sonst noch...
Mit der Berlinale Kamera 2017 wird die Produzentin und Verleiherin Nansun Shi ausgezeichnet. Sie ist eine der einflussreichsten und wichtigsten Produzentinnen und Verleiherinnen im internationalen Filmgeschäft, dem sie sich seit Anfang der 1980er Jahren widmet, 2007 war sie Mitglied der Internationalen Jury der Berlinale.
Den Goldenen Ehrenbär für ihr Lebenswerk und eine Hommage gibt es für die Oscar-Preisträgerin und italienischen Kostümbildnerin Milena Canonero. Ihre vielfältige, kunsthistorisch recherchierte Arbeit führte sie von Stanley Kubrick bis zu Sofia Coppola, sie inspirierte internationale Modetrends und Modeschöpfer*innen. Für den 2014 auf der Berlinale gezeigten "The Grand Budapest Hotel" wurde sie mit ihrem vierten Academy Award für das Beste Kostümbild ausgezeichnet.
Für Zuschauer*innen, die gleich um die Ecke ins Berlinale-Kino gehen wollen, gibt es sieben Kiezkinos als zusätzliche Spielorte in Wilmersdorf, Wedding, Kreuzberg, Schöneberg, Potsdam-Babelsberg, Weißensee und Neukölln.
Um die kulturelle Teilhabe zu fördern, erhalten Menschen mit geringem Einkommen eine Ticketermäßigung von 50 Prozent und bekommen freie Platzkontingente vermittelt.
Die Berlinale spricht eine Spendenempfehlung für die Kinder- und Jugendabteilung im Zentrum Überleben aus, in dem Kinder und Jugendliche, die Folter und Kriegsgewalt, Flucht und Verfolgung durchlebt haben, psychosozial und integrativ unterstützt werden. Weiterhin gibt es Kinopatenschaften mit Geflüchteten und Freitickets für VHS-Integrationsklassen.
Für den Publikumstag am 19.02.2017, dem letzten Sonntag der Berlinale, gibt es ab Festivalbeginn Karten zum günstigen Preis.
AVIVA-Tipp: Die Berlinale verspricht wieder eine große Auswahl an spannenden, emotionalen und informativen Filmen für jeden Geschmack. Und nicht vergessen, die meisten Filme bieten im Anschluss an den cineastischen Genuss Filmgespräche mit den Filmschaffenden an, für die unbedingt Zeit eingeplant werden sollte. Wir wünschen bereichernde Erfahrungen und ein gutes Durchhaltevermögen für die weiten Welten auf der Leinwand.
Mehr Infos zur Berlinale und dem Teddy 2017 unter:
www.berlinale.de
www.teddyaward.tv
www.proquote-regie.de